Musterlösung Aufsatz Gymiprüfung Kurzzeit
Nachts unterwegs
„Leise schloss ich die Tür. Mein Herz pochte laut, als ich über den Parkplatzschlich und auf
die Strasse trat. Es war eine kalte Nacht und ...“
Setze die Erzählung fort und schreibe über ein spannendes Erlebnis in derNacht. Warum verlässt du das Haus? Was passiert in dieser Nacht? Wie fühlst dudich dabei und was denkst du?
Leise schloss ich dieTür. Mein Herz pochte laut, als ich über den Parkplatz schlich und auf die Strasse trat. Es war eine kalte Nacht und der Mond leuchtete hell. Ich zog meine Jacke enger um mich und atmete die eisige Winterluft ein. Das einzige Geräusch, das vernehmbar war, war das leise Rascheln der Blätter im Wind. Ich stand nahe am Rand der Verzweiflung. Seit einigen Tagen hatte mich eine unaussprechliche Unruhe geplagt, die mich nachts nicht mehr schlafen liess. Selbst eine Psychologin in meinem Bekanntenkreis hatte ich um Rat gefragt, doch ihre Vorschläge zeigten kaum Wirkung. Da ich nicht weiter wusste, hoffte ich, dass ein Spaziergang in der ruhigen Nachtluft mir vielleicht helfen könnte, mein innerliches Gleichgewicht wieder zu finden.
Während ich durch die verlassenen Strassen schlenderte, liess ich meine Gedanken schweifen. Erinnerungen an bessereZeiten wirbelten durch meinen Kopf, doch diese wurden im Nu von den Ängsten und Sorgen der Gegenwart erstickt. Ich spürte, wie der Druck in meiner Brust immer stärker wurde. Ein stumpfes Pochen erklang in meinen Ohren und ich schnappte nach Luft. Ein leises Wimmern aus einer dunklen Seitengasse riss mich aus meiner Panik. Neugierig folgte ich dem Geräusch und entdeckte ein winziges, mageres Kätzchen, das sich ängstlich unter einem Müllcontainer verkrochen hatte. Ihr getigertes Fell war struppig und schmutzig, und ihr trauriger Blick traf mich mitten ins Herz. Ohne lange zu überlegen, kniete ich mich neben die Katze und streckte vorsichtig meine Hand aus. «Komm her, du Süsse», versuchte ich die Kleine anzulocken. Das Kätzchen wich ein paar Schritte zurück und zischte schwach. Ich hielt den Atem an und erstarrte.
Minuten vergingen, doch ich bewegte mich keinen Zentimeter. Endlich tapste die Katze unsicher hervor und rieb ihr winziges Köpfchen gegen meine ausgestreckte Handfläche. Ich lächelte und beschloss, sie mit nach Hause zu nehmen, um sie etwas aufzuwärmen und zu füttern. Vorsichtig wickelte ich das schnurrende Kätzchen in meine Wollmütze und nahm es sorgfältig in meine Arme.
Als wir endlich in meiner Wohnung angekommen waren, fühlte ich mich seltsam erleichtert. Während ich vor ihr sass und zusah, wie sie Milch aus einer kleinen Schale schlürfte, löste sich endlich die immense Anspannung der vergangenen Tage. Ich streckte mich, gähnte und legte meinen Hinterkopf auf den harten Boden. Meine Augen wurden immer schwerer und fielen zu. Das Letzte, woran ich mich erinnern konnte, war, wie ein kleiner, warmer Fellknäuel sich an mich heran kuschelte.